06.04.07

Projekttutorium: Selbsterzählungen – Konstruktion und Rekonstruktion von Subjektivität in Autobiographien

Autobiographien sind eigentümliche Texte. Sie werden in unserem Kulturkreis von den meisten Menschen als Zeugnisse mit einem exquisiten Wahrheitsbezug wahrgenommen. In ihnen äußert sich der jeweilige Autor zu einem Thema, zu dem er einen privilegierten, wenn nicht gar ausschließlich ihm vorbehaltenen Zugang hat: seinem eigenen Leben. Innerhalb unseres Projekttutoriums sollen gängige Betrachtungs- und Deutungsmuster bezüglich des Phänomens „Autobiographie“ einer kritischen Untersuchung unterzogen werden. Im Mittelpunkt steht dabei der Protagonist der Autobiographie als Funktion innerhalb des Textes und in seiner Funktion für den Autor. Diese Repräsentation des Ich im Text steht vor dem Hintergrund eines durch (geistes)geschichtliche Entwicklungen der sog. Moderne stark erschütterten Selbstverständnisses in Frage. Der Begriff des eigenen Selbst wird zum existenziellen Problem. Wie wird dieser Bruch an Beispielen moderner und jüngster Autobiographien sichtbar? Lassen sich beispielsweise anhand aktueller neurobiologischer Einsichten in physiologische Grundlagen autobiographischen Erinnerns Rückschlüsse auf die Möglichkeiten autobiographischen Schreibens ziehen? Ausgehend von einem einführenden gattungsgeschichtlichen Überblick und einer erzähltheoretischen Einordnung wollen wir neuere Forschungspositionen auf Beispiele moderner Autobiographien (G. Benn, T. Bernhard) beziehen. Darüber hinaus erweitern wir den Blick auf das Phänomen Ghostwriting / Prominenten-Autobiographie und Selbstdarstellung in bildender Kunst und modernen Medien (Weblogs, Videotagebücher u.ä.). Zu einzelnen Themen stehen Gastvorträge auf dem Programm. Das PT steht Studierenden sämtlicher Fachbereiche offen. Informationen & Seminarprogramm unter selbsterzaehlungen@web.de. PT Mo 12-14 wöch. DOR 24, 1.307 J. Pohlmann/ C. Löschner-Al Khatib.